Monas Hieroglyphica ("das Eine"). - des englischen Astrologen und Mathematikers John Dee, die erstmals 1564 in einem gleichnamigenTraktat veröffentlicht wurde, erfreute sich bei den frühen Rosenkreuzern und Alchemisten großer Beliebtheit, da sie die Glyphe "ihres Mercurius" als die krönende Zusammenfassung aller Tierkreiszeichen interpretierte:

Der obere Halbkreis sei der Mond, der Kreis mit Punkt darunter die Sonne und sofort. Das Kreuz verweist auf die vier Elemente, deutet aber auch auf Geburt, Kreuzigung und Auferstehung hin.

 

"Dees Hieroglyphe repräsentiert das ganze Sein, sowohl Makro- wie Mikrokosmos. Dies lässt sich auf jede Hieroglyphe übertragen.Immer steht die Chiffre für das ganze Sein, auch wenn sie nur aus einem Dreieck, der einfachsten und häufigst gebrauchten Figur besteht." (Dietrich Donat, >Sakrale Fromeln im Schrifttum des 17.Jh.)

Die Monas beschwört schon vom Namen her die grund-legende alchemistische Lehre von dem "Einen in Allem"und dem "Alles im Einen". Alle Zeichen der Planeten und der Metalle waren in der Monas verborgen. Im Falle der Sonne oder des Goldes , des Mondes oder Silbers, des Queck-silbers und des Kupfers oder der Venus ist das leicht zu erkennen.

Außerdem benutzte Dee andere als die üblichen Zeichen für Blei, Eisen und Zinn, so daß auch diese in seine Hieroglyphe hinein paßten. Dee betrachtete seine Monas als einen Talisman, der alle Kräfte des Universums ver-körpere, und zwar die der Elemente,des Himmels und des Überhimmels.

Dees Einschätzung seiner Monas ist charakteristisch für das symbolische Denken in der Alchemie. Man glaubte, ein Symbol "sei" wirklich, was es repräsentiere. Im Akt der geistigen Durchdringung des Symbols bekam man das Ding selbst in den Griff und erlangte Macht darüber - im Fall von Dees Monas also über die ganze Welt.

   
 

Ausführlich legt Dee dar, inwiefern die Monas ein Symbol der Welt im kleinen ist. Er akzeptierte den pythagoreischen Standpunkt, die Welt sei auf Zahl, Proportion und Geometrie gegründet. Alles ist abhängig vom Kreis und von der Linie, die wiederum ihren Ursprung im Punkt haben. Folglich ist der Punkt das Zentrum aller Dinge - also auch von Dees Monas.

Der Punkt steht außerdem für die Erde, während der Kreis die Umlaufbahn dersie umkreisenden Sonne beschreibt. Die mit der Umlaufbahn der Sonne sich schneidende Sichel symbolisiert den Mond. Der Schnittpunkt von Sonne und Mond bestimmt ihre Konjunktion und ihre generativen Fähigkeiten. Die Sonne und der Mond ruhen auf einem Kreuz.

Wenn man die Monas entsprechend den Begriffen der spirituellen Alchemie interpretiert, ist für Dee das Quecksilber des Weisen der Mensch selber, und die alchemistische Arbeit findet im Geist und in der Seele statt:
"Die alchemistische Arbeit muß auf zweifache Weise den Menschen in sich hineinführen, nämlich indem sie ihn lehrt die wertvolle Arbeit sich seiner selbst anzugleichen und das, was an ihr wertvoll ist, nachzuahmen."
Durch Kontemplation seiner Monas glaubte Dee, würden er und andere Menschen die Transmutation und Erneuerung ihrer Seele, mit einem Wort "Gnosis" erfahren.